Wie eine Vision Realität wird

Der CEO des Switzerland Innovation Park Basel Area im Interview

Am Anfang war das Bachgraben Areal in Allschwil vor allem ein Möglichkeitsort und es hat viel visionäre Kraft gebraucht, um es zu einem der grössten Life Science Cluster in Europa zu verwandeln. Der Switzerland Innovation Park Basel Area war eine treibende Kraft hinter dieser Entwicklung. CEO Christof Klöpper erzählt im Interview, warum der Plan aufgegangen ist und was er sich für die Zukunft wünscht.

Wie hat sich der Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus in den letzten Jahren entwickelt?
Am Anfang hat es sehr viel Energie gekostet, andere von unserer Vision zu überzeugen. Wir haben versprochen, dass hier etwas Grosses passiert. Die Beweisführung fehlte aber noch. Marcel Tanner war eine wichtige Figur in der Anfangsphase. Damals war er Leiter des Swiss TPH und hat stark an den Campus geglaubt. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Zusammenarbeit zwischen dem Switzerland Innovation Park Basel Area und SENN. SENN hatte ebenfalls eine Vision. Als wir uns zusammengetan haben, hatten wir mehr Power. Dank unserer Zusammenarbeit beschleunigte sich die Entwicklung des Areals und der Idee.

Und heute?

Die Idee hat funktioniert. Wir haben hier nicht einen kleinen Innovationspark, sondern ein grosses Areal. Dennoch muss die Grössenordnung stimmen, damit unsere Ausrichtung nicht verwässert. Wir haben hier einen sehr spezifischen Mix an Unternehmen und Organisationen aus dem Biotech-Bereich. Dank diesem passiert heute vieles ganz von allein. Wir haben auch erste Best-Case-Geschichten, die dank der Nähe der Unternehmen zueinander entstanden sind. Zu nennen wäre hier das innovative Projekt von Engimmune Therapeutics und CSEM.

Wie sorgt man denn dafür, dass aus einer Ansammlung von Firmen eine Community wird, die sich austauscht?
Manchmal anders als man denkt. Wir führen viele Events durch. Diese leisten sicher ihren Beitrag, aber dieser wird manchmal überschätzt. Noch wichtiger sind die örtlichen Gegebenheiten, sprich die Küche, der Garten, die Kaffeemaschine. In dieser Beziehung war die Zusammenarbeit mit SENN wertvoll. Sie haben uns überzeugt, dass es sich finanziell lohnt, in die Architektur und in den Garten zu investieren. Uns war die gemeinsame Küche sehr wichtig. Und um zu fördern, dass auch alle gerne dort essen, müssen wir dort einen Mehrwert bieten. Etwa eine Kaffeemaschine, die besonders guten Kaffee bietet, den es sonst nirgendwo im Haus gibt.

Wie ist denn nun der Status des Main Campus in der Branche?
Die Zeiten in der Branche sind generell nicht die leichtesten. Aktuell findet eine Marktbereinigung statt. Gerade die kleinen Unternehmen überstehen diese oft nicht. Da dies genau unsere Zielgruppe ist, spüren wir das schon. Aber trotzdem hat sich der Main Campus HQ unglaublich gut gefüllt. Wir haben heute einen guten Mix aus Startups, Forschung und Grossfirmen. Ich würde sagen, das ist europaweit einzigartig.

Bild: David Walter

Was sind die Hauptgründe, warum Firmen hierherkommen?
Die ganze Region um den Bachgraben ist das Hauptargument. Die Region hat sich in den letzten Jahren sehr gemacht. Früher waren hier vor allem grosse Firmen angesiedelt. Heute ist ein Ökosystem von Gross und Klein entstanden. Die grossen Unternehmen ziehen die besten globalen Talente an und die Kleinen profitieren ebenfalls von diesem Arbeitsmarkt.
Etwas herausgezoomt passiert auch in der gesamten Region Basel sehr viel. Der Stücki Park entwickelt sich, beim Bahnhof haben einige Firmen ihr Headquarter und in Baselland sowie dem Fricktal befinden sich viele Produktionsanalgen. Hier im Bachgraben ist der Ort, wo Biotech ein tolles Umfeld und einen tollen Mix von allem findet, was anderswo verteilt stattfindet.

Hat der Ort auch Nachteile?
Aus meiner Sicht nicht. Aber es wird immer einige geben, die finden, dass alles an der Peripherie ist, was nicht 500 Meter vom Bahnhof ist.

Blick in die Zukunft: Was entsteht gerade, in welcher Phase befindet sich der Main Campus?
Im Moment ist es schwer, frühe Entwicklungsprojekte zu finanzieren. Ich wünsche mir, dass das Umfeld für Biotech-Innovationen wieder einfacher wird. Das würde dem ganzen Gebiet noch einmal viel Rückenwind geben. Dann freue ich mich sehr auf die Ansiedlung der Botnar Institute of Immune Engineering im ALL. Sie könnte ein weiterer Entwicklungs-Motor sein. Das gibt wieder eine Chance zur Vernetzung. Die Frage, wie die Technologien schliesslich zu den Patient:innen kommen, ist eine wichtige. Und schliesslich freue ich mich auf die Eröffnung des HORTUS nächstes Jahr. Dieses Gebäude zeigt, wofür die Branche noch stehen könnte. Hier wird Nachhaltigkeit in den Life Sciences neu gedacht.

Schauen wir weiter in die Zukunft: Wie sieht Vision Switzerland Innovation Park Basel Area 2030 in Ihrer Wunschvorstellung aus?
2030 ist das Areal komplett bebaut mit fantastischer Architektur. Das ganze Areal ist im Grossen, was der Main Campus HQ heute im Kleinen ist, nämlich ein Ökosystem aus Firmen und Organisationen verschiedener Ausrichtung und Grösse. Ich wünsche mir, dass alles anfängt zu leben, ohne dass wir es noch antreiben müssen. Dann können wir von der Seite zuschauen und uns freuen, dass die Vision komplett aufgegangen ist.

Bild: David Walter

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