Standortfaktor Biodiversität

Biodiversität ist ein komplexes System. Sie in Bauprozesse mit einzubeziehen, stellte darum bisher eine grosse Herausforderung dar. Das Projekt BioValues, für das sich verschiedene Firmen und Organisationen zusammengeschlossen haben, wollte das ändern. Ziel bei der Entwicklung der BioValues Tools war es, einfach verständliche und anwendbare Indikatoren zu schaffen. Diese helfen dabei, die Planung von Bauprojekten zu optimieren, um natürliche Lebensräume und Strukturen zu erhalten oder neu zu schaffen. SENN war Auftraggeberin für die Entwicklung der Tools und gab Rahmenbedingungen vor, was diese leisten sollen.

Tools werden bei SENN-Projekten angewendet
«Vor allem unser Wissen und unsere Erfahrungen in der Messbarkeit von Vorgaben waren sehr wichtig bei der Entwicklung der BioValues Tools. Beim radikal nachhaltigen Bürogebäude HORTUS in Allschwil haben wir sie getestet. Nun sind die Leitprinzipien Bestandteil unserer Projektvorgaben und wir wenden sie beim aktuellen Projekt Zena-Areal in Affoltern am Albis direkt an», sagt Markus Steinmann, Chief Engineer bei SENN.
Auf dem ehemaligen Produktionsgelände der Firma Zena in Affoltern am Albis entsteht ein nachhaltiges Wohnprojekt. Durch die Berücksichtigung des Kennwertsystems wurde früh Platz für grosse Bäume und Stauden eingeplant. Zudem wurde die Unterkellerung der Tiefgarage auf das Konzept der Biodiversität abgestimmt. Die Aufschütthöhe wird optimal an die ökologische Vielfalt angepasst. «Diese Massnahmen gewährleisten eine hohe Qualität und Vielfalt der Natur in den Immobilienprojekten und fördern eine nachhaltige Entwicklung», sagt Steinmann.

Hintergrund: Bedrohter Lebensraum
Die Biodiversität bei Bau- und Umbauprojekten zu berücksichtigen, ist dringend nötig. Denn sie ist stark bedroht und nimmt weltweit im Rekordtempo ab. Grund dafür sind die veränderte Landnutzung, wie zum Beispiel die Ausdehnung von urbanen Flächen und Abholzungen sowie Ressourcenübernutzung. Gemäss dem aktuellen Zustandsbericht Biodiversität Schweiz des Bundesamts für Umwelt sind in der Schweiz fast 40% der Säugetier- und Vogelarten gefährdet oder verletzlich, bei den Reptilien sind es sogar 80%, und die Hälfte der Lebensräume gilt als gefährdet.
Der Gebäudesektor kann einen Beitrag gegen diese Entwicklung leisten. In der Branche gibt es viel Luft nach oben. Der Bausektor ist für einen Viertel aller CO2-Emissionen verantwortlich und Neubauten lassen jedes Jahr wertvolle Biodiversität verschwinden. Zeit, diese Entwicklung zu stoppen. Biodiversität ist der Eckpfeiler zukunftsfähiger Immobilien und Städte.

Es lohnt sich auf vielen Ebenen
Siedlungsnatur ist nicht nur schön und gesund. Die Marktfähigkeit von Immobilien wird nachweislich durch die Integration ökologischer und sozialer Aspekte beeinflusst. Investitionen in Biodiversität bieten langfristige, wirtschaftliche und soziale Renditen. Siedlungsnatur ist ein entscheidender «weicher» Faktor, der zur Attraktivität, Beliebtheit und Lebendigkeit eines Standorts beiträgt, den Wert von Quartieren und Immobilien erhöht und die wachsende Nachfrage des Marktes befriedigt.

Pionier:innen fördern Biodiversität
Dank dem Projekt BioValues kann die Biodiversität nun so einfach wie noch nie bei der Planung mit einbezogen werden. Es gilt das Prinzip, dass dies möglichst von Anfang an geschehen soll. Das sind die sieben Leitprinzipien der Biodiversitätsförderung:

1.     Versiegelung minimieren, gewachsenen Boden schützen
2.     Lebensraum- und Strukturvielfalt fördern
3.     Naturwerte erhalten und vernetzen
4.     Standortheimische anstatt gebietsfremde, invasive Pflanzenarten
5.     Auf Pestizide und Dünger verzichten, naturnah pflegen
6.     Regenwassermanagement optimieren
7.     Lebensräume vernetzen, tierfreundlich bauen

Die BioValues Tools sowie die Beratung durch BioValues stehen ab jetzt zur Verfügung. Pionier:innen des sozio-ökologischen Wandels können sie frei nutzen, um ihre Siedlungen lebenswerter und vielfältiger zu planen, zu bauen und umzugestalten.

 

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