NINA zieht in den MAIN CAMPUS

SENN und Herzog & de Meuron engagieren Studio Renée Levi für den Switzerland Innovation Park MAIN CAMPUS in Allschwil

Die vier Treppenhäuser sind ein Blickfang in dem sowieso schon eindrücklichen Gebäude Switzerland Innovation Park Main Campus in Allschwil. Ihre skulpturale Form mit den entgegengesetzten Treppenläufen, das offene Treppenauge zuoberst und die feine Betonarbeit verbinden die umlaufenden Balkone im Innenhof. Genau da setzt Studio Renée Levi an, mit einer künstlerischen Geste, welche den Treppenhäusern zusätzlichen Charakter verleihen wird.

Im Fokus stehen sie bereits, die vier offenen Treppenhäuser, welche die Ecken des Innenhofes Main Campus akzentuieren. Sie ziehen die Blicke auf sich und werden dies mit der Intervention von Renée Levi noch verstärkt tun und zwar von weit, von nah und von ganz nah.

Studio Renée Levi entwickelte ein Konzept, dessen Ausgangslage Tabletzeichnungen darstellen. Linien, locker aus dem Handgelenk übertragen, welche einen klaren Anfangs- und Endpunkt vorweisen. Sie überschneiden sich, sie gehen aufeinander zu, sie sind dicker und dünner und sollen mit Gips direkt auf den Beton aufgetragen werden. „Die starken Treppenhäuser werden mit einer feinen Zeichnung ergänzt“, so Renée Levi. „Die hauchdünne Materie Gips soll eine eigene Präsenz bekommen.“

Dabei geht Levi sehr akribisch vor. In Skizzen werden die einzelnen Linien pro Treppenhaus konzipiert. Anfangs- und Endpunkte sind wichtig, Stärken und Längen verleihen der Konzeption eine Intension, welche die Betrachter:innen beeindrucken wird. Und dabei ist es der Künstlerin wichtig, dass jedes Treppenhaus individuell bleibt, obwohl mit gleich vielen Linien besetzt. Jeder mögliche Standpunkt auf der Treppe, auf den Treppenabsätzen, vor den Eingängen ist ihr wichtig und muss aus Sicht der Treppenbenutzer:innen funktionieren.

Geste und Spraydose

„Die Wellenbewegung ist meine persönliche Form des Empfindens und Suchens. Sie ist ein Lebensmoment, wann immer ich sie wiederhole. Diesen unaufhörlichen Drehungen folge ich und eigne mir somit Raum und Zeit an.“ (Renée Levi im Gespräch mit Marion Daniel, 2014) So erklärt sich die Geste, mit welcher Levis Hand eine Spraydose führt oder auf dem Tablet in einem simplen Zeichnungsprogramm Skizzen entwirft. Ihre Körperbewegung geht in die Malerei über, ohne den Bildträger zu berühren. Und somit Ihre Gefühle, ihre Befindlichkeit, welche sich über den Körper direkt auf das Bild überträgt.

Levi zeichnet ihre Formen auf unterschiedliche Trägermaterialien mit diversen Strukturen und Texturen. Die Verbindung der Farbe aus der Sprühdose mit den Hintergründen entwickelt daher ein Zusammenspiel der schwingenden Geste oder Starrigkeit des Materials.

Farbiger Wandteppich für das Auditorium

Der Main Campus beherbergt ein 8 Meter hohes Auditorium, welches von allen Mietern und Mieterinnen genutzt werden kann. Ein imposanter Raum, in welchem Studio Renée Levi ebenfalls aufgefordert wurde, ein künstlerisches Konzept zu entwerfen. Die Gestik der Treppenhauswände lässt Levi auch in den Wandteppich aus Wolle einfliessen. Eindeutig erkennbar neben den Linien, wie sie in den Treppenhäusern vorzufinden sein werden, ist das Rautenmuster. Traditionell verbinden die im Orient geknüpften Teppiche klare Motive mit ihren Mustern. Die Raute ist eine vereinfachte Form des Hexenauges, welches vor bösen Blicken schützen soll und gerne in Gästeräumen verwendet wurde. Entgegen der Radikalität, welche Renée Levi mit dem weissen Gips in den Treppenhäusern verwendet, kommen beim Wandteppich 16 Farben in diversen Nuancen zum Einsatz: satt, skaliert, gesprenkelt. Der Raum vertrage die Farbigkeit, so Levi, und setze einen Gegenpol zu den Treppenhäusern.

Und wer ist jetzt eigentlich NINA?

Für Levi sind Namen Identifikation. Sie verbindet damit Familie, kulturelle Identität, Last, Verantwortung, aber auch Kraft. Darum bekommt auch jedes ihrer Kunstwerke einen Namen und zwar einen weiblichen. Denn sie sieht ihre Werke als Wesen. Immer wieder spielt sie auch mit ihrem eigenen Vornamen und den – ée -, welche ein wichtiger Bestandteil ihrer Kunst sind. Mit einer Selbstverständlichkeit und einer Zartheit steht sie somit für die Frau ein, ohne dabei grosses Aufsehen erheischen zu wollen.

Das Werk im Switzerland Innovation Park Main Campus heisst NINA. Vier Buchstaben, vier Treppenhäuser, bestehend nur aus Linien.