Gewerbehaus MACH

MACH - das produktive Haus im KOCH

Überhohe Räume, hohe Nutzlasten und viel Gestaltungsspielraum kennzeichnen das MACH – das Haus für urbane Produktion(en), entwickelt von SENN. Das Gewerbehaus soll einerseits ein produktives Haus sein und andererseits auch quartier- und publikumsnahe Angebote beinhalten sowie abends und am Wochenende belebt sein. Bevor es im Frühling 2023 mit dem Bau losgeht, haben wir mit den zuständigen Architekten, ARGE Käferstein & Meister Architekten AG / Ekinci Architekten GmbH, gesprochen.

Interview mit Johannes Käferstein und Murat Ekinci von der ARGE Käferstein & Meister Architekten AG / Murat Ekinci Architekten GmbH zum Gewerbehaus MACH

 

Euer Projekt «BLAUREGEN» wurde zum Siegerprojekt für das Gewerbehaus MACH gekürt. Was sind aus eurer Sicht die Gründe dafür?

Johannes Käferstein: Das Gewerbehaus MACH ist eine überzeugende Antwort auf die Frage, wie ein Gewerbehaus in einem städtischen Quartier differenziert eingebettet werden kann. Aufgrund seiner volumetrischen Gliederung und Fassadengestaltung vermittelt das Gewerbehaus geschickt im Kontext. Im Gebäudeinneren reagiert es auf das offen formulierte Raumprogramm mit klaren, einfachen und hoch flexiblen Raumtypologien, die vielfältige Nutzungen in grossen und kleinen Einheiten ermöglichen. Das MACH ist eine «rohe», hocheffiziente Integrationsmaschine, welche ihre Kraft aus dem Charakter des Areals zieht und ihm gleichzeitig eine neue Identität gibt.

Murat Ekinci: Insbesondere das Erscheinungsbild des MACH innerhalb des Koch-Quartiers ist von Bedeutung, da es auch als Gewerbehaus gut mit den Projekten der Wohnbaugenossenschaften kommuniziert und die Parklandschaft reflektiert. Die Ausstrahlung der Loggia ist städtebaulich zentral und erweitert die Vegetation des Parks in die Vertikale.

 

Welche Zielgruppen habt Ihr für den Bau identifiziert? Wer soll hier einziehen? Welches Ambiente oder welchen «Groove» soll das MACH einst haben?

JK: Das MACH soll ein produktives und kreatives Gebäude sein. Es wird für eine urbane Produktion des 21. Jahrhunderts inmitten der Stadt Zürich mit möglichst heterogener Mieterschaft geplant. Hoch technologisierte Betriebe mit digitalisierten Produktionsprozessen finden im Gewerbehaus MACH Räumlichkeiten, die sie Ihren Ansprüchen entsprechend ausstatten können. In unmittelbarer Nachbarschaft sollen sich ebenfalls klassische Gewerbe- und Handwerksbetriebe und Ateliers einmieten können. Dieser Mix wird eine zeitgemässe dynamische und interdisziplinäre Kultur entstehen lassen, die das lokale Gewerbe stärkt. Das MACH hat das Potenzial, ein Inkubator einer neuen kreativen Community zu werden.

 

Was waren die grössten Herausforderungen und andere Besonderheiten beim Entwurf eines solch vielseitigen Gebäudes?

ME: Eine Besonderheit ist die Loggia sowie deren Anschluss an den öffentlichen Raum auf der Ebene des Parks. Letzterer gibt den dort angesiedelten Ateliers die Möglichkeit, sich direkt auf Erdgeschossebene nach aussen zu öffnen. Für diesen Kontext in Frage kommen Unternehmen, die etwas vor Ort verkaufen und z.B. in der Gastronomie angesiedelt sind. Zu erwähnen ist auch das Turmvolumen zur Flüelastrasse hin, welches den Eingang zum Park bildet und das Potenzial hat, im Erdgeschoss eine hohe Öffentlichkeit auszustrahlen.

JK: Des Weiteren sind die doppelgeschossigen Atelier-/ Fabrikationsräume zu erwähnen, welche die Möglichkeit bieten, Galerien einzuziehen. Dabei haben wir den Schnitt so geplant, dass sämtliche Galerien an das innere Treppenhaus und die Gänge angeschlossen sind, um wiederum die grösstmögliche Flexibilität anbieten zu können. Eine innere Gasse verbindet im Erdgeschoss die drei unterschiedlich projektierten Treppenhäuser und verbindet den Eingang Flüelastrasse mit der gegenüberliegenden Velogasse. Die ebenerdigen Gewerberäumlichkeiten sind ebenfalls an die innere Gasse angeschlossen. Die grosse Herausforderung ist sicherlich ein Gebäude zu erstellen, welches den Ansprüchen der heterogenen Mieterschaft punkto Offenheit und Komfort gerecht wird, sowie mit einer starken Identität eine Scharnierfunktion im Quartier einnimmt und das lokale Gewerbe fördert.

 

Welchen ökologischen und klimatischen Gesichtspunkten galt Euer besonderes Augenmerk?

ME: Bei der Fassade haben wir uns für den Baustoff Holz und folglich für einen Holzelementbau entschieden, der ökologisch einen idealen Fussabdruck bietet. Auch bei der Struktur haben wir eine Holzkonstruktion untersucht. Aufgrund der Brandschutznormen und der hohen Nutzlasten mussten wir jedoch davon absehen und orientierten uns an möglichst effizienten Materialien hinsichtlich der Langlebigkeit und Robustheit der Struktur.

 

Wie gelingt die Verankerung des MACH im Koch-Quartier?

ME: Indem sich die Ausstrahlung des Hauses nicht als Gewerbebau reduziert, sondern sich vielschichtig artikuliert – die begrünte Loggia zum Park hin wirkt auf den ersten Blick wie zu einem Wohnbau gehörend. Als Beispiel sei auch der mit Bäumen bepflanzte Hofplatz beim Haupteingang an der Flüelastrasse erwähnt, der den gegenüberliegenden Hof vor dem James spiegelt. Auch die Materialisierung der Fassaden hat einen grossen Einfluss auf die Akzeptanz und Verankerung im Quartier. Die Fassadenbekleidung ist für Gewerbebauten ungewohnt, rau und zugleich weich.

 

Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit SENN vorstellen?

ME: SENN ist interessiert, Bauwerke zu realisieren, die auf allen Ebenen innovativ sind und sich einer breiten Nutzerschaft anbieten. Wenn man schaut, mit wem SENN Projekte entwickelt, wird schnell klar, dass es sich um eine Immobilienentwicklerin handelt, die eine hohe Affinität für Architektur hat. Es macht uns grosse Freude, wenn architektonische Themen und Ideen, die uns wichtig sind, bei SENN Anklang finden.

 

Arbeitet Ihr beim MACH zum ersten Mal als ARGE Käferstein & Meister Architekten AG / Murat Ekinci Architekten GmbH zusammen oder habt Ihr bereits andere (ähnliche) architektonische Projekte realisiert?

JK: Als ARGE haben wir schon mehrmals bei Studienaufträgen oder Wettbewerben zusammengearbeitet und immer wieder spannende Ideen entwickelt. Bis jetzt haben wir aber noch keine Gebäude realisiert, das MACH ist also eine Premiere für uns.

 

Haben Sie gewusst?

Der für den Wettbewerb verwendete Projektname «Blauregen» ist ein anderes Wort für «Glyzinie» und Ausdruck des vorgeschlagenen Programms der begrünten Fassade für das MACH. Glyzinien sollen zusammen mit anderen Kletterpflanzen für die vertikale und horizontale Begrünung der Loggia sorgen. Als Kletterhilfe fungieren die raumhaltigen, hohlen Stützen. Für die Bewässerung wird Regenwasser eingesetzt, das über die Dächer aufgenommen und in einer unterirdischen Zisterne gespeichert wird. Dabei soll ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem eingesetzt werden, welches sicherstellt, dass in allen Pflanztrögen immer derselbe Wasserstand vorherrscht.

 

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