Gebietsentwicklung: Mut zur Identität

Am Beispiel BaseLink

Damit aus einer Arealüberbauung mehr wird als eine Ansammlung von Gebäuden, braucht es die Mitwirkung und Vorstellungskraft aller Beteiligten. Dies gilt für Gebiete innerhalb der Stadtgrenzen, wo Verdichtung nicht immer gerne gesehen wird, aber auch auf der grünen Wiese, wo sich ein Areal als Anziehungspunkt etablieren muss.

Immobilienentwicklung funktioniert oftmals nach dem Schema «planen-vermieten-bauen». Aufgrund einer meist oberflächlichen Betrachtung von Lage und Marktumfeld wird eine möglichst flexible Nutzung behauptet, schöne Bilder erstellt und Interessenten ins Gebäude abgefüllt. Ein gelungenes Areal ist aber weit mehr als die Summe seiner Einzelteile. Es ist ein neues Ganzes mit seiner eigenen Identität.

Um die Bedeutung eines Areals zu finden, muss die lineare Vorgehensweise durchbrochen werden. Es gilt, bei verschiedensten Akteuren die Ambition zu wecken, etwas Neues zu gestalten. Es gilt, Zielgruppen und Ansprechpartner gezielt zu identifizieren und ins Boot zu holen. Und es gilt, das Areal ohne falsche Vorstellungen zu einem funktionierenden Ökosystem zu kuratieren. Dies funktioniert am besten im Dialog.

Beispiel BaseLink: Kristallisationspunkt für Life Sciences

SENN entwickelt aktuell grosse Teile des BaseLink Areals in Allschwil an der Basler Stadtgrenze. Den Anfang im Gebiet «Bachgraben» machten einige dynamische Biotech- und Life-Science-Firmen, sowie Insitute und Firmen im Umfeld der Uni Basel, die hier Platz zur Entfaltung fanden. Dazu zählt auch das schweizer Tropeninstitut, das sich vor nunmehr fast 10 Jahren entschloss, auf die direkt anschliessende Brache namens BaseLink kommen, und der Switzerland Innovation Park Basel Area, welcher 2022 im ersten SENN Gebäude auf dem Areal, dem GRID, seinen Hauptsitz beziehen wird.

In den nächsten Jahren soll hier das Versprechen eingelöst werden, dass sich alle genannten «early mover» selbst gegeben haben, als sie sich auf diese «Ebene der Möglichkeit» am westlichen Stadtrand von Basel hinauswagten: Dass hier nicht bloss ein Gebiet mit Labors und Büros entstehen soll, sondern ein effektiver Kristallisationspunkt für Life Sciences, Biotech und ICT mit internationaler Ausstrahlung.

Kollaboration, ohne zu kollabieren

Partizipative Prozesse sind weit weg vom klassischen Verständnis einer Bauwirtschaft, die «aufreissen, durchziehen und abdrücken» will. Ein Prozess, der viele Beteiligte mitreden lässt, kann herausfordernd sein. Die Interessen und Beweggründe der Partizipierenden müssen geklärt und gemeinsame Ziele erforscht werden. Damit der Prozess nicht zum Erliegen kommt, sind Resilienz und Regeln gefragt.

Resilienz heisst zu beachten, dass Partizipation ein ständiger Prozess ist. Die Beteiligten kommen zusammen, um danach im eigenen Kämmerlein zielgerichtet weiter zu arbeiten. Dieser Ablauf wiederholt sich zigmal. Regeln bedeutet, dass zwar eine gemeinsame Plattform aller Akteure existiert, wo mehrheitsfähige Lösungen erarbeitet werden. Die Hierarchie zwischen Inputgeber und Akteuren der Entwicklung muss aber klar sein und intakt bleiben.

In Allschwil ist die Zahl der Stakeholder nach und nach gewachsen. Immer mehr dem Areal verbundene Einzelpersonen, Firmen und Institutionen wurden identifiziert und mitgenommen. Heute stehen Bauträger, Ankermieter, Nachbarn, Politik und Behörden in einem regen Austausch – weit über eine Pflicht-Beziehung hinaus und verfeinern die Idee des Life-Science-Clusters ständig weiter.

Mut zur Möglichkeit

Die Positionierung eines Gebietes beginnt mit seiner Nutzung und mündet erst viel später im Bau. Nur wenn sich ein Projekt von vorgefertigten Meinungen lösen kann und der Entwickler selbst aktiv Meinungsbildung betreibt, gelingt die Implementierung eines funktionierenden Ökosystems, das nicht nur Bekanntes beherbergt, sondern den Weg für Neues ebnet und formt. Dafür müssen alle Beteiligten bereit sein, einfache Denkmuster hinter sich zu lassen und sich gemeinsam auf das dünne Eis des «wie wäre es, wenn?» hinauswagen.