Ein Plädoyer für den Plan B

Wenn es mal nicht so klappt, wie geplant.

Um Mick Jagger zu zitieren: "You can't always get what you want". So wurden auch bei SENN nicht alle Immobilien wie ursprünglich geplant realisiert. Im Gespräch erzählt Johannes Eisenhut, Geschäftsführer SENN Development AG, welchem Projekt er am meisten nachtrauert und wie er und sein Team mit Rückschlägen umgehen.

Wie oft passiert es, dass ein Projekt nur auf dem Papier Realität wird und so nie gebaut wird?

Zum Glück nicht allzu oft. Denn es fliesst neben Geld immer auch viel Energie und Herzblut in die Entwicklung eines Projekts.

Wie schaffst du es, dich und die Mitarbeitenden nach einer Absage wieder zu motivieren?

Zum Glück kommt immer das nächste, spannende Projekt. 😊

Was sind die Gründe für «Leider, neins»?

Es kann der Markt sein, der nicht so spielt, wie wir das erwartet hätten. Zum Beispiel wollten wir ein Konzept ähnlich dem NOERD – ein innovatives Gewerbehaus – in der Region Wil unter dem Namen G-Werk umsetzen. Wir mussten dann aber feststellen, dass diese Art von Angebot nur im urbanen Raum funktioniert. Glücklicherweise fanden wir einen Käufer für das Grundstück in Wil.

Ein anderer Grund können gesetzliche Rahmenbedingungen sein, die falsch eingeschätzt wurden, oder die sich im Laufe des Projekts ändern oder verschärfen.

Wie kalkuliert ihr diese Risiken bei der Projektplanung ein?

Einerseits müssen wir jedes Projekt im Hinblick auf seine Risiken analysieren und Massnahmen bestimmen, um diese Risiken in den Griff zu kriegen. Andererseits entwickeln wir einen «Plan B» – und dieser muss in keiner Weise die schlechtere Lösung als Plan A sein. Bei fast allen „Leider- Nein-Projekten“ konnte so bisher eine Alternative gefunden werden, die nicht nur für uns, sondern auch für den Ort aufging. So wurden aus den als Dorf konzipierten FELDHÄUSERN, die mit MVRDV entstanden waren, das nicht minder hochwertige Projekt FELD EINS mit Graber Pulver Architekten, das wir zur Bewilligung gebracht und dann einer lokalen Immobilienfirma verkauft haben.

Wie nutzt ihr die Erfahrungen als Learnings für zukünftige Projekte? Kann man ein Nein in etwas Positives umwandeln?

Lernen ist gut und wichtig. Doch jedes Projekt ist anders. Man kann immer stolpern. Unsere Risikoeinschätzung wird aber mit wachsender Erfahrung laufend präziser. Zudem sind wir dabei, unser Anspruchsgruppenmanagement noch breiter und besser zu verankern. Mehr Augenpaare erkennen auch mehr Stärken wie Schwächen.

Inwieweit geht ihr Wagnisse ein und riskiert bewusst, dass das Projekt so nicht umgesetzt wird?

Jedes Projekt ist ein Wagnis. Bewusst ein Projekt zu entwickeln, das nicht umgesetzt werden kann, wäre aber geradeaus gefährlich.

Gibt es Projekte bei denen man rückblickend sagen kann: «Zum Glück wurden sie so nicht realisiert»?

Im Nachhinein kann man dem Umstand, dass ein Projekt nicht zur Umsetzung kam, immer auch Positives abgewinnen. Aber letztlich ist das immer ein bisschen Augenwischerei. Ob man mit einem Projekt glücklich geworden wäre oder nicht, ist eine Frage, die niemand beantworten kann.

Welchem Projekt trauerst du persönlich am meisten nach?

Obwohl wir für das Grundstück am Ende eine gute Lösung gefunden haben, hätte ich die FELDHÄUSER, die wir mit dem holländischen Büro MVRDV in Emmen geplant hatten, gerne realisiert. Das Projekt bestand aus bunten, scheinbar wild zusammengewürfelten, zwei- bis viergeschossigen Einfamilienhäusern, welche hochverdichtet ineinander verschachtelt waren. Man sprach vom «Holländerdörfli». Heute wäre es ein Paradebeispiel für «Low-Rise-High-Density», aber auch für den Typus «Tiny Houses». Der Schweiz hätte ein so radikales Projekt gutgetan.

 

Projekte, die es bei SENN am Ende nur auf Papier gegeben hat, finden Sie hier: https://senn.com/news/r-i-p/