Das Botnar Institute of Immune Engineering im ALL

Nachhaltiges Labor- und Bürogebäude als idealer Standort

Das Botnar Institute of Immune Engineering (BIIE) ist eine neu gegründete gemeinnützige Forschungseinrichtung, die sich auf die Erforschung immunologischer Systeme konzentriert und translationale Lösungen für die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten entwickelt. Ziel des BIIE ist es, das Leben von Kindern und Jugendlichen durch die Nutzung von Immun-Engineering weltweit zu verbessern. Ab 2027 wird das nachhaltige Labor- und Bürogebäude ALL Standort des Instituts.

Mit Stephen Wilson hat das BIIE einen renommierten und bestens vernetzten Experten auf dem Feld der Immunologie zu seinem CEO ernannt. Als langjähriger operativer Geschäftsführer des La Jolla Instituts in San Diego weiss der US-Amerikaner bestens, auf was es beim Aufbau und der Leitung einer solchen Forschungseinrichtung ankommt. Im ersten Teil des Interviews erzählt er, wieso die Wahl auf den Standort Basel, oder genauer gesagt, das Gebäude ALL. von Herzog & de Meuron, gefallen ist.

Welches sind die wichtigsten Gründe, weshalb Basel als Standort ausgewählt wurde?

Stephen Wilson: Die Wahl fiel auf Basel, weil die Stadt einzigartige Vorteile wie Arbeitskräfte, ein akademisches Umfeld, Industrie und Handel bietet. Ich war schon an der Entwicklung einiger biowissenschaftlicher Projekte beteiligt, unter anderem habe ich neue Standorte aufgebaut. Basel hat fundierte Erfahrung im Aufbau und der Ausrüstung von hochspezialisierten Einrichtungen. Das ist eine Stärke. Die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Land arbeiten gut zusammen, um sicherzustellen, dass dies auch so bleibt.

Was waren die Kriterien für die Wahl des Gebäudes?

Nachdem wir uns für die Region Basel entschieden haben, haben wir einen passenden Standort gesucht. Das Gebäude muss einige wichtige Kriterien erfüllen, die für biotechnologische Forschungsinstitute typisch sind. Aber sie müssen auch Menschen aus der ganzen Welt anziehen, denen alle Türen offenstehen, wie es unsere weltweite Mission ist. Das Gebäude muss insofern auffällig sein, dass es die Erwartungen von Spitzenwissenschaftler: innen erfüllt. Dazu gehört der Standort in der Nähe von wichtigen Orten, einschliesslich Universitäten sowie darüber hinaus die ausgezeichnete internationale Anbindung.

Und warum fiel die Wahl schliesslich auf das Gebäude ALL, das von SENN und Herzog & de Meuron entwickelt wurde?

Es gibt viele Punkte, die uns überzeugt haben: Viel natürliches Licht, wirklich gut konzipierte und flexible Labore sowie genügend offene Räume für Diskussionen. In der Architektur des ALL gibt es keine Hierarchie. Das ist für uns zentral, denn unsere Forschungsgruppen sind alle gleich wichtig. Ein weiterer Punkt war das Team, mit dem wir bei der Entwicklung des Gebäudes zusammengearbeitet haben. Als neues Unternehmen konnten wir nicht riskieren, bei unserem ersten Versuch nicht erfolgreich zu sein. Die Erfahrung von SENN und Herzog & de Meuron war entscheidend, um voranzukommen. Da wir 2027 in das ALL. einziehen werden, bedeutet dies auch, dass wir unsere Gedanken so schnell wie möglich in den physischen Raum übertragen müssen.

Hat die radikale Nachhaltigkeit des Gebäudes eine Rolle bei der Wahl des Standorts gespielt?

Das war eines der zwingenden Kriterien. Wenn wir nicht Teil dieses Wandels hin zu nachhaltiger Architektur und intelligentem Design wären, würde das nicht zu unserer Rolle als Innovatoren in der Wissenschaft passen. Aufgrund des Photovoltaiksystems, der natürlichen Luftzirkulation und der Einsparung von kohlenstoffreichem Baumaterial wird ALL das nachhaltigste Gebäude sein, in dem ich je gearbeitet habe. Sobald der Standort fertig ist, sollten möglichst viele Verantwortliche neuer Forschungsprojekte vorbeikommen und es sich ansehen.

Wie wichtig ist die offene Architektur des Gebäudes, die auf Austausch und Zusammenarbeit ausgerichtet ist?

Das ist äusserst wichtig. Die 12 bis 15 Forschungsgruppen des Instituts werden in unterschiedlichen Immunologie-Laboren arbeiten. Etwa zwei Drittel werden experimentelle Labore sein und davon ein Drittel rechnergestützt Labore, soll heissen «computational».  Rechnergestützte Labore sind kein separates Projekt. Sie sind ein zentraler Bestandteil des Forschungsprozesses und zeigen uns oft, welche Experimente im Labor und welche Studien in den Kliniken durchgeführt werden sollten. Das BIIE ist ein Beispiel dafür, wie sich die wissenschaftliche Arbeit verändert hat, seit der Zeit, in der Computer lediglich die Ergebnisse ausgewertet haben. Computer lehren uns heute, welche neuen Daten benötigt werden, um die menschliche Biologie besser vorhersagen zu können und darum erforscht werden sollten. Computersysteme können eine grosse Anzahl von Daten interpretieren. Dies wiederum erweitert den Anwendungsbereich experimenteller Methoden, die wir in der Forschung nutzen. Deshalb ist es zentral, dass der Informatiker schnell mit der Experimentatorin in Kontakt ist, damit es keine Verzögerungen oder Lücken im Verständnis während dieses integrativen Prozesses gibt.

Welche Vorteile bringt das ALL den einzelnen Mitarbeitenden?

Die Wissenschaftler:innen und Verwaltungsangestellten, die hier arbeiten, verbringen mehr Zeit ihres wachen Lebens hier als in irgendeinem anderen Gebäude. Die Arbeit des BIIE wird praktische Auswirkungen auf die Welt haben und darum steht sie manchmal unter enormem Druck. Wir müssen Höchstleistungen erbringen. Die Aussen- und Galeriebereiche im ALL sind Orte, die einen Ausgleich bieten. Hier können wir unsere Gedanken ordnen und uns entspannen. Ausserdem ist die Architektur bewusst so gestaltet, dass sie den privaten und beruflichen Austausch fördert.

Wie wichtig ist der Bezug zum gesamten Ökosystem des Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus?

Wir freuen uns darauf, neue biotechnologische Erkenntnisse beizutragen, Technologien zu teilen und von anderen biomedizinischen Organisationen zu lernen. Oftmals profitieren neue Ideen von jemandem, der eine andere Herangehensweise oder Forschungs-Expertise mitbringt. Wir sind der Meinung, dass der Campus in Allschwil in dieser Beziehung eine ideale Mischung aus Industrieunternehmen und Forschungsorganisationen bietet. Die Tatsache, dass der Switzerland Innovation Park Basel Area eine Vielzahl von Unternehmen in unterschiedlicher Grösse und Entwicklungsstufe beherbergt, finde ich grossartig, einschliesslich der Möglichkeiten für neue Start-ups. So wird das Ökosystem weiterhin wachsen und lebendig bleiben. Die gemeinsamen Tagungsräume und der Park werden eine Gelegenheit für uns alle sein, in engem Kontakt zu bleiben und Teil der Gemeinschaft zu werden.

Den zweiten Teil des Interviews mit Stephen Wilson, in dem er mehr über die Arbeit des BIIE erzählt, lesen Sie hier in ein paar Wochen.