Die Sphinx stellt sich vor

20.02.2025, SENN

Für einmal nicht rätselhaft, sondern einladend.

Ein neues Hochhaus am Zürcher Triemliplatz – die Sphinx ist 40 Meter hoch und wacht über den Eingang zur Stadt. Ihr Name kommt von der einzigartigen Form des Gebäudes. Wir haben mit Christian Inderbitzin von EMI Architekt:innen darüber gesprochen, was den Bau inspiriert hat.

Die Sphinx bietet ab Dezember 2025 70 loftartige Ein- und Zweizimmerwohnungen. Der Blick auf den Uetliberg und die Nähe zur ÖV-Drehscheibe Triemliplatz machen die Lage attraktiv. Entworfen wurde das Gebäude von den mehrfach ausgezeichneten EMI Architekt:innen. «Ein Hochhaus macht an dieser Lage Sinn», erklärt Christian Inderbitzin, Architekt und Partner bei EMI. «Der Triemliplatz ist für Zürcher relativ ausgedehnt, da passen die Proportionen eines Hochhauses. Ausserdem wird er bereits von einigen hohen Gebäuden umrahmt.» Die Figur der Sphinx ergibt sich aus dem langen Körper, dem erhobenem Haupt und einem Fuss am Platz. Beim Eingang wird die Anspielung auf das mythologische Mischwesen mit einem Hieroglyphen-Relief wiederaufgenommen. Es stammt aus der Feder des Künstlers Benedikt Bock.

Bezüge zur Umgebung und Besonderheiten

Der Triemliplatz besetzt eine wichtige Stelle im städtebaulichen Gefüge der Stadt Zürich. Er liegt am Fuss des Uetliberges, hier geht die «Stadt des Talbodens» über in eine offenere Hangbebauung. Vom Uetliberg herkommend markiert der Platz einen wichtigen Eingang in die Stadt Zürich. Ziel sei es denn auch gewesen, die Sphinx in Beziehung mit den bestehenden Gebäuden am Platz zu setzen und doch auch Alleinstellungsmerkmale zu finden, so Inderbitzin. «Die Materialität beispielsweise lehnt sich am Guyer-Betonturm und den Hochhäusern des Stadtspitals an. Der gestrahlte Beton, die grau lackierten Fenster und Bleche haben einen monochronen Charakter. Aber über die Gliederung behauptet die Sphinx auch Eigenständigkeit.» Das ganze Haus sei sehr mineralisch, sagt der Architekt weiter. Neben dem Beton wurde im Innern auch Naturstein eingesetzt. «Es ist gewissermassen ein petrifiziertes Haus.» Neben der Sphinx könnte hier also eine zweite mythologische Figur beteiligt gewesen sein. Wurde das Haus etwa von der Medusa angeschaut?

Form und Langlebigkeit

Die Form der Sphinx sticht sofort ins Auge. Das Haus hat sehr viel plastische Tiefe dank der Kreuzfenster, die nach innen ziehen. Das erzeugt Spannung und sorgt dafür, dass dem Gebäude gerne ein zweiter Blick geschenkt wird. Form-Inspiration holte sich EMI auch beim Barock-Architekten Francesco Borromini: «Dieser hat sehr untypisch für die Barock-Architektur nicht mit viel Schmuck und Malereien gearbeitet, sondern seine Formen wirken lassen. Seine Bauten sind sehr kreidig und homogen», erklärt Inderbitzin. Besonders am 13-stöckigen Hochhaus ist auch der polygonale Grundriss. Rundstützen dienen jeweils als Gelenke. Sonst hat EMI mit einem Skelettbau gearbeitet. Aktuell sind in der Sphinx ausschliesslich Kleinwohnungen zu finden. In der Zukunft könnten sich die Marktbedürfnisse aber ändern. Das Gebäude kann in einem solchen Fall umgebaut werden. Alles in allem sei ein pragmatisches, aber sehr schönes Projekt entstanden, fasst Inderbitzin zusammen. «Die Form, Materialisierung, die polygonalen Räume und die panoramaartigen Aussenbezüge machen das Gebäude besonders.»

Mehr über die Sphinx: https://sphinx.zuerich/

Christian Inderbitzin